Messverfahren der Geodäsie. Ist eine Fahrrinne für Schiffe noch tief genug oder muss tiefer ausgebaggert werden? Treffen sich zwei Bohrer, die von verschiedenen Seiten einen Tunnel in einen Berg graben sollen, auch wirklich in der Mitte? Schwingt eine Brücke, wenn Lastwagen darüberfahren, zu stark oder sind die Schwingungen noch im Rahmen? Sind beim Bau eines neuen Hauses die Baugrube und auch die Grundstücksgrenzen exakt bestimmt?
Wie viele Zentimeter bewegen sich die Erdplatten in Kontinentaleuropa exakt pro Jahr? Dies sind nur einige Beispiele aus der Geodäsie, der Wissenschaft von der Ausmessung und Abbildung der Erdoberfläche. Diese Wissenschaft verfügt über Messverfahren, mit denen unter anderem genau solche Fragen beantwortet werden können: Terrestrische Verfahren (ein Instrument hierfür wäre etwa der Tachymeter), satellitengestützte Verfahren (ein Beispiel dafür wäre GPS), die Photogrammmetrie (hier wird beispielsweise mit Luftbildscannern gearbeitet) oder das Laserscanning (ein Beispiel wäre TLS und zugehörige 3D-Punktwolken) – um nur ein paar Verfahren zu nennen. Kurzum: Nach einer theoretischen Einführung in die Geodäsie haben wir im praktischen Teil im Karlsruher Fasanengarten selbst messen dürfen – und zwar mit Hilfe eines Tachymeters und folglich einem terrestrischen Verfahren. So haben wir den Satz des Thales „belegt“, der bekanntlich besagt, dass ein Dreieck, dessen eine Seite AB der Durchmesser eines Halbkreises ist und dessen dritter Punkt C auf dem besagten Halbkreis liegt, immer ein rechtwinkliges Dreieck ist. Auf einer großen Wiese haben wir die Strecke AB angelegt, 30 Meter lang, darum einen Halbkreis mit einem Radius von 15 Metern gezogen und darauf verschiedene Punkte C markiert. Für all das haben wir unterschiedliches Handwerkszeug der Geodäsie genutzt: Maßband, Prisma, Lot, Libelle, Möhrchen, Hammer, Stativ, Fluchtstab, Pflock, … es muss dabei alles exakt ausgerichtet sein. Letztlich war dann jede Dreier-Gruppe für einen Punkt C zuständig. An jedem Punkt C wurde ein Tachymeter aufgebaut; da ein solcher Tachymeter über 10.000 Euro kostet, mussten wir vorsichtig damit umgehen. Jede Gruppe hat nun mit Hilfe des Tachymeter-Lasers in Richtung der Punkte A und B gemessen und nach einiger Zeit, einigen Messungen und einigen Berechnungen ergab sich in allen Gruppen: Der Satz des Thales stimmt; was bereits lange mathematisch bewiesen ist, konnten wir heute also praktisch mit Hilfe eines geodätischen Messverfahrens aufzeigen. Das war spannend und an dieser Stelle ganz herzlichen Dank an Dr. Manfred Juretzko, der uns detailliert in diese Wissenschaft eingeführt und anschließend bei den eigenen Messungen unterstützt hat – es war ein interessanter Tag am geodätischen Institut des KIT! Und wer abschließend noch mehr rund um diese AG erfahren möchte, hier geht’s zur → AG-Seite.