ETHIK
Das Fach >Ethik< beginnt am Goethe-Gymnasium bereits in Klasse fünf – und zwar als einstündige Arbeitsgemeinschaft (AG), die auch in Klasse sechs weitergeführt wird. Alle Schülerinnen und Schüler, die den Religionsunterricht nicht besuchen, haben somit bei uns die Möglichkeit, bereits in den Eingangsklassen des Gymnasiums am Unterricht zur Werteerziehung teilzunehmen. Unsere neuen Goethe-Eleven können sich altersgemäß mit den großen Fragen unseres Daseins auseinandersetzen: „Wer bin ich?“, „Warum gibt es etwas und nicht nichts?“. Sie denken über Fragen des guten und gerechten Zusammenlebens sowie über die eigene Identität nach: „Warum bedürfen wir anderer Menschen und wie gehen wir fair miteinander um?“ - „Wie wirken Vorurteile und wie kann man sie überwinden?“ - „Wer bin ich?“ - Ethik-Unterricht als eine spielerische Art philosophischer Vor-Schule, Mut machend für das große Abenteuer des Lebens, Anregung zur Stärkung und selbstbestimmten Formung der eigenen, sich entwickelnden Persönlichkeit.
Für den Eifer und das Engagement verdienen sich die Fünft-und Sechstklässler einen eigenen Hinweis im Zeugnis, da das Fach als AG noch nicht (wie andere Fächer) benotet wird..
Mit Beginn des 'regulären' Ethik-Unterrichts in Klasse sieben setzt die gründliche Beschäftigung mit den Weltreligionen ein: zunächst mit dem Judentum, dann mit dem Christentum und dem Islam (Klasse 10), wobei wir am Goethe-Gymnasium in Klasse neun auch in den Buddhismus einführen. Das bekenntnisfreie und religionswissenschaftlich basierte Kennenlernen von Festen und Feiern, Lehre und Ritus der jeweiligen Religionen soll die Schülerinnen und Schüler befähigen, sich mittels dieser Grundkenntnisse eine eigenständige Wertehaltung anzueignen, die auf Toleranz und Verständnis für die in allen großen Religionen angelegte Friedensbotschaft gründet und sie befähigen soll, sich ihr eigenes Bild von der Bedeutung der Religionen in unserer heutigen Welt zu bilden.
Die in Klasse fünf und sechs bereits ausgewiesenen Themen von Identität, Selbstbegegnung, Umgang mit anderen werden in den folgenden Klassen aufgenommen und vertieft; neu sind die Themen Glück und Freiheit sowie – entwicklungspsychologisch spezifisch – die kritische Auseinandersetzung mit unserem Konsumverhalten und der Nutzung von Medien.
In den Klassen sieben bis neun stehen die kritische Beschäftigung mit Gewalt wie auch eine Auseinandersetzung mit wichtigen Grunderfahrungen unseres Daseins: Freundschaft, Liebe, Ehe und Familie - sowie mit der Endlichkeit unserer Existenz: Altern, Krankheit, Leiden, Sterben und Tod an.
In Klasse zehn bestimmt ein grundsätzliches Nachdenken über unser entfremdetes Verhältnis zur Natur die sogenannte „angewandte“ ( hier: ökologische) Ethik. Mit der Philosophie des Sokrates beginnt die Erarbeitung wichtiger Positionen der Moralphilosophie, gefolgt von Hobbes und Hume oder Schopenhauers Mitleidsethik. .
In der Kursstufe (Klasse elf und zwölf) wird mit Aristoteles, dem Utilitarismus sowie der Kantischen Ethik und den zeitgenössischen Versuchen, diese für unsere Zeit fortzuentwickeln, der Überblick über die Moralphilosophie abgeschlossen.
Was der kategorische Imperativ bedeutet, das dürfte also für eine Goethe-Schülerin, einen Goethe-Schüler kein Buch mit sieben Siegeln mehr sein. Die Bedeutung dieser zunächst theoretischen Grundlegung für das präzisere Verständnis gegenwärtiger gesellschaftlicher Problemfeder sollte sich allmählich entfalten: Probleme des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts, der Bio- und Medizinethik, aber auch die universelle Geltung von Toleranz und Menschenrechten.
Die Beschäftigung mit den Religionen findet schließlich ihr Ziel in der Fragestellung, was das Wesen des Religiösen ist, sowie in der in der Erarbeitung wichtiger Standpunkte der Religionskritik .
Zielpunkt des Ethikunterrichts ist nicht weniger, nicht mehr als: praktische Vernunft in einer Welt von immer größerer Unübersichtlichkeit und Verunsicherung selbstbewusst gebrauchen zu können.
Wer übrigens Interesse entwickelt hat an der Philosophie, der kann in Klasse elf oder zwölf einen Philosophie-Grundkurs besuchen, den es traditionell immer „am Goethe“ gibt.